Stuttgart · Rosenbergkirche

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Stuttgart - Rosenbergkirche

"Die Geschichte der Rosenberggemeinde begann mit einer schlichten "Wanderkirche". Die hatte Ende des 19. Jahrhunderts bereits andernorts gedient und wurde dann 1908 für die im anwachsenden Stuttgarter Westen neu gegründete Gemeinde aufgebaut. Die Zahl der Gemeindeglieder wuchs bis zum Zweiten Weltkrieg auf 8.000, und noch immer tat die Baracken-Kirche ihren Dienst, bis sie 1943 durch Bomben so stark beschädigt, dass sie nicht mehr nutzbar war. Nach allerlei Behelfslösungen konnte 1955 schließlich mit dem Bau der heutigen Rosenbergkirche begonnen werden.
Die Erfahrungen einer Generation, für die die Welt in einer Sintflut von Unrecht, Gewalt und Zerstörung unterzugehen drohte, haben ihre Spuren in dem nach Plänen von Erwin Rohrberg entstandenen Kirchenbau hinterlassen. Man vergleicht ihn gerne mit einem Schiff. Der direkt an der Straße stehende Turm sei der Mast, der Innenraum wirke durch seine Wölbung und die hochgezogenen Wände wie ein Schiffsbug, das Dach zeichne Wellen nach, der gewölbte Chor erinnere an geblähte Segel, und die Kanzel stünde wie eine Kommandobrücke da. Das groß dimensionierte Altarmosaik von Rudolf Yelin, das den auferstandenen Christus als Weltenherrscher zeigt, zieht den Blick der Eintretenden auf sich und zeigt an: für Christen hat letztlich ein anderer als die in der Welt an den Schalthebeln Sitzenden die Macht. Eine der Glocken aus der Wanderkirche läutet übrigens seit 1975 in der evangelischen Gemeinde Rio Bonito, Brasilien.
Im Jahr 2001 schlossen sich die vormals selbständigen Gemeinden der Gedächtnis- und der Rosenbergkirche zu einer nun 4.600 Mitglieder zählenden Gemeinde zusammen. Das Angebot zeichnet sich durch die Kirchenmusik und durch Veranstaltungen zu gesellschaftspolitischen und ökumenischen Fragen aus. Ein Schwerpunkt bildet die Arbeit mit Kindern: (Krabbelgruppe und Spielkreis, Kinderbibeltage und aktionstag, Mach-Mit-Gottesdienste und Kinderkirche). Im Rahmen der Seniorenarbeit treffen sich montags und mittwochs bis zu 60 Gemeindeglieder zu geselligem und kulturellem Programm."
Quelle: Website Evangelische Kirchen in Stuttgart

Im Jahr 2006 / 2007 feierten die Rosenberg- und die Gedächtniskirche 50jähriges Jubiläum. Aus diesem Anlaß publizierten die Gemeinden einen gemeinsamen Kirchenführer. Hier zum Download die Darstellung der Rosenbergkirche von Dr. Norbert Bongartz. Außerdem erschien eine Festschrift.

Betrachtungen der damaligen Pfarrerin Friederike Bräuchle "Die Rosenbergkirche und ihre Zeichen" sind im weiteren Verlauf der Website abschnittsweise eingestellt.

Im Rahmen des Jubiläums hielt Dr. Norbert Bongartz zwei Vorträge über die Kirchen. Hier zum Download sein Vortrag über die Rosenbergkirche.

Die Rosenbergkirche wurde 2011/2012 einer grundlegenden Renovierung und Veränderung unterzogen, so dass die dort gedruckten Texte nicht mehr, bzw. nur noch in Teilen zutreffend sind.

Der Umbau wurde von den KAMM ARCHITEKTEN BDA realisiert. Sie skizzieren den Auftrag auf ihrer Homepage, zusammen mit einigen Bildern.

Mit dem Umbauprojekt bewarb sich die Gemeinde um den Preis der Stiftung KiBa 2011. Die maßgeblichen Texte aus 2011 - verfasst / unterzeichnet von Kirchengemeinderat Achim Weiler - kann man hier nachlesen.

In der Stuttgarter Zeitung vom 30.11.2012 berichtete Kathrin Thimme über die Neugestaltung.

siehe auch: Homepage der Gedächtnis- und Rosenberggemeinde

Informationen auf www.kirchbau.de

Historische Ansicht

Historische Ansicht

Inhalt

Alle Fotos sind durch Klick ins Bild vergrößerbar

1.1 · Aussen

Die Rosenbergkirche und ihre Zeichen (1)

Zeichen ist der hohe Turm vorne an der Straße. Mit Uhr und Glocken ausgestattet und mit dem Kreuz am Dach ruft er aus dem Zeittakt der Welt in einen Raum, der noch von einer anderen Welt und Zeit kündet.
Zeichen ist die Treppe hinter dem Turm. Man muss ein Stück hinaufsteigen zum Vorhof, um zum Eingang des Kirchenraums zu gelangen, der abgerückt von der Straße in die Tiefe des Grundstücks hineinragt.

(1)

Zeichen ist das Relief rechts vom Eingang, entworfen und gefertigt von Bernhard Jablonski. Es bildet nach dem Gleichnis aus Matth. 25 die fünf klugen Jungfrauen ab, die ihre Lampen am Brennen halten, bis der Bräutigam Jesus Christus zum Hochzeitsfest eintrifft: ein von alten Kirchen her bekanntes Zeichen für das, was der Gottesdienst eigentlich sein will, nämlich festliche Begegnung mit dem, der kommen soll.

1.2 · Aufgang, Brunnen

Die Rosenbergkirche und ihre Zeichen (2)

Zeichen ist das bronzene Portal. Auf seinen beiden Flügeln hat Ulrich Henn Stationen des Heilsweges abgebildet. Links aus dem Ersten Testament die Vertreibung aus dem Paradies, der Durchzug des Volkes Israel durchs Schilfmeer, Mose zwischen dem aus dem Felsen quellenden Wasser und dem Manna, die eherne Schlange als Hinweis auf die heilsame Wirkung des am Kreuz erhöhten Christus und die Rettung Jonas.

(2)

Rechts aus dem Zweiten Testament die Geschichte Christi von unten nach oben betrachtet: seine Geburt, das Speisungswunder, die Fußwaschung, die Kreuzigung und der Osterengel am leeren Grab.
Zeichen ist auch, dass die Tür nur geöffnet werden kann, wenn sie von innen her aufgeschlossen wurde.

1.3 · Portal

2.1 · Innen

Die Rosenbergkirche und ihre Zeichen (3)

Zeichen ist die Anlage des Kirchenraums. Betritt man ihn durch die Mitteltür, so steht man noch im Halbdunkel unter einer breit ausschwingenden Empore. Vor einem aber liegt ein hoher, auch durch die leicht gerundeten Wände weit wirkender Raum. Er hat die Form einer abgeschnittenen Ellipse. Unaufhaltsam zieht es den Blick auf das mächtige Mosaik auf der Altarwand. Die hochgezogenen Wände, die das Draußen abschirmen, der Boden sich nach dorthin absenkend, die Decke, in Wellen sich darauf zu bewegend, die zuletzt das Licht von oben einfallen lässt, sodass es dort am hellsten ist, verstärken noch die Konzentration auf das Bild, von Rudolf Yelin gestaltet.

(3)

Das im Stil der 50er Jahre gestaltete Mosaik zeigt den auferstandenen Christus auf dem Weltenthron, umgeben von sieben anbetenden Engeln. Kurz nach Ende des Gewaltregimes der Nazis war dieses menschliche Macht in ihre Grenzen weisende Zeichen zeitgemäß. Trotz der zurückgenommenen Farbigkeit - nur die Goldsteine des Gewandes Christi leuchten in der Sonne - mag es auf manch heutigen Betrachter übermächtig wirken.

2.2 · Mosaik (Ruldof Yelin d. J.) im Chor

Die Rosenbergkirche und ihre Zeichen (4)

Der Altar ist ebenso wie Kanzel und Taufstein von Bernhard Jablonski gestaltet. Alle drei nehmen in ihrer Wölbung die Raumform auf. Das Altarkreuz, daneben klein gehalten, zeigt die Christusgestalt weniger als die leidende denn als die erhöhte. Es stammt ebenfalls von Ulrich Henn. Die Ausrichtung des Raumes auf den Ort, an dem das Wort verkündigt und die Sakramente gereicht werden die Gemeinde bekommt durch die Anordnung der Bänke die Rolle der Hörenden und Schauenden entspricht dem Kirchbauprogramm dieser Jahre.

(4)

Eindeutige Orientierung war angesagt, nicht die Vielfalt spiritueller Bedürfnisse, die sich heute in unterschiedlichen, auch Bewegung ermöglichenden Gottesdienstformen ausdrücken möchte. Die Orgel hat ihren Platz in der Nähe des Mosaiks und soll das ist wohl die Aussage der Gemeinde zusammen mit den dargestellten Engeln zum Lob verhelfen.

2.3 · Altar

Altarkreuz

2.4 · Kanzel & Taufstein

2.5 · Im Schiff

3 · Orgelempore

Informationen zur Orgel

Die Orgel der Rosenbergkirche wurde ein Jahr nach der Einweihung der Kirche fertig gestellt. Die Disposition stammt von Walter Supper und Walther Lutz. Im Gegensatz zu vielen anderen Orgelneubauten dieser Zeit verzichtete man auf zu starke Einflüsse der Orgelbewegung. So hat das Hauptwerk außer seiner Mixtur keine weitere Teilton-, sondern nur Oktavregister. Lediglich im Rückpositiv und im Schwellwerk finden sich einige sehr hohe Register (Scharfzimbel und Scharf), die entsprechend oft repetieren. Auffällig ist auch das sehr stark besetzte Pedal mit neun Registern und die relativ große Anzahl an Zungenregistern. Das Instrument ist auf einer kleinen Orgelempore aufgestellt und bildet das Pendant zur Kanzel (Wort - Musik). Um die Mechanik nicht unnötig kompliziert zu machen und die Wege von der Taste zur Pfeife gering zu halten, ist der Organist gezwungen, sozusagen in die Orgel zu steigen. Damit ist er vom Geschehen im Gottesdienst abgeschnitten. Einzigartig und seltsam ist auch der Zugang zur Orgel. Man kommt quasi über den Lieferanteneingang. Das Instrument füllt den Kirchenraum mit einem wunderbar fülligen und homogenen Klang aus.
Georg Ammon

Quelle: Evangelische Gedächtnis- und Rosenbergkirchengemeinde Kirchenführer (Stuttgart 2006)

Disposition

Hauptwerk C-g"""
(2. Manual):

Rückpositiv C-g"""
(1. Manual):

Schwellwerk C-g"""
(3. Manual):

Pedal C-f":

Pommer 16'
Prinzipal 8'
Gemshorn 8'
Oktave 4'
Nachthorn 4'
Feldflöte 2'
Mixtur 6f. 2'
Trompete 8'

Gedackt 8'
Rohrflöte 4'
Prinzipal 2'
Spitzquinte 1 1/3'
Sifflöte 1'
Sesquialter 2f. 2 2/3' + 1/5'
Scharfzimbel 3f. 1/2'
Krummhom 8'

Rohrflöte 8'
Salicional 8'
Prinzipal 4'
Blockflöte 4'
Nasat 2 2/3'
Waldflöte 2'
Terz 1 3/5'
Scharf 5f. 1'
Oboe 8' (ursprünglich:
Dulcian 16')

Prinzipal 16'
Subbass 16'
Oktavbass 8'
Flötbass 8' + 4' (4' abschaltbar)
Choralbass4'
Bauernpfeife 2'
Hintersatz 4f. 2 2/3'
Posaune 16'
Trompete 8'

mechanische Spieltraktur, elektrische Registertraktur, Tremulant I, III,
Koppeln III/II, I/II, III/P, II/P, I/P,
Hauptwerkspleno, Tutti
Walcker, Ludwigsburg, 1957, op. 3590

Die Rosenbergkirche und ihre Zeichen (5)

Zeichen ist die Dunkelheit und Enge des dann zu betretenden Vorraums, der die dahinter zu erwartende Weite und Lichtfülle des Kirchenschiffs anbahnt. Rechts von der Türe ist der Raum in eine kleine Apsis ausgewölbt. Dort beleuchtet ein buntes Kreuzfenster eine bronzene Pieta von Ulrich Henn.

(5)

Sie bringt Schmerz und Trauer zum Ausdruck, wie sie auch den im Zweiten Weltkrieg Gefallenen aus der Gemeinde gelten. Diese sind im daneben aufgelegten Gedenkbuch namentlich aufgeführt

4 · Pietà (Ulrich Henn) · Glasfenster

Die Rosenbergkirche und ihre Zeichen (6)

Zeichen ist die gesamte Anlage der Kirche: Sie nimmt Motive des Schiffs, biblisch der Arche auf. Der Turm, als Einladung vorne an der Straße plaziert, gleicht dem Mast, die gewölbten Wände bilden den Rumpf des Schiffes nach. Sie sollen wohl auch Geborgenheit vermitteln. Das Dach symbolisiert Wellen, die Kanzel wurde schon mit einer Kommandobrücke verglichen. Spiegelt sich im Entwurf von Regierungsbaumeister Erwin Rohrberg das Empfinden dieser Zeit, der Sintflut des eben erst untergegangenen Regimes nur im Schutz dieser Arche entrinnen zu können?

(6)

Ein um der Gottesbegegnung willen von der Außenwelt abgeschiedener Raum sollte hier geschaffen werden, der wohl auch Hinweis sein will auf das Andere, das bleibend Fremde.

Pfarrerin Friederike Bräuchle

Quelle: Evangelische Gedächtnis- und Rosenbergkirchengemeinde Kirchenführer (Stuttgart 2006)

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Impressum

Evangelische Johanneskirche fotografiert am 01.12.2013
(c) 2014 Foto-Kunst Andreas Keller - Ehrenhalde 14, 70192 Stuttgart
Auf Kirchen-Online veröffentlicht am 12.01.2014

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