Stuttgart · Matthäuskirche
Informationen / Links zu
Stuttgart - Matthäuskirche
"m 15. Jahrhundert ist in Heslach eine erste Kapelle bezeugt. Da zählte der Weiler keine hundert Bewohner. Aus jener Kapelle stammt das bis heute über dem Altar der Matthäuskirche angebrachte Kruzifix. Es folgten zwei weitere Kirchen (auf dem heutigen Bihlplatz), bis der "Heslacher Dom" am jetzigen Erwin-Schoettle Platz nach Plänen von Professor Conrad Dollinger gebaut wurde. 1881 konnte Stadtbaumeister Adolf Wolff mit der Matthäuskirche seinen zweiten Kirchenbau vollenden. Die Matthäuskirche darf wohl als sein Hauptwerk gelten. Sie war eine Auftragsarbeit der Stadt Stuttgart, wurde von der Stadt bezahlt und ist erst 1890 in den Besitz der Gemeinde übergegangen. Im Stil angelehnt an die Romanik, jedoch mit sehr hellem, schon gotisch anmutendem Innenraum. Besonders markant war die 44 Meter hohe Kuppel sowie der Turm. Dieser ragt bis heute stolze 65 Meter in den Himmel."
Quelle: Website der Kirchgemeinde - dort weiterlesen...
1981 wurde das 100jährige Jubiläum der Kirche gefeiert und die Gemeinde gab aus diesem Anlaß eine umfangreiche Festschrift heraus. In ihr ist eine "Kurze Chronik der Matthäusgemeinde" ab 1497 zu finden - Scan hier zum Download.
Ebenso hat dort Dr. Norbert Bongartz (seinerzeit Konservator am Landesdenkmalamt Stuttgart, nun i. R.) ausführlich und höchst kenntnisreich geschrieben über "Der Vorstadt-Dom in neuer Romanik" - ebenfalls hier zum Download.
Informationen auch auf www.kirchbau.de
Der Umbau 2014 erhielt die Hugo-Häring-Auszeichnung Stuttgart – Mittlerer Neckar
Zwei von der Kirchgemeinde herausgegebene Flyer beschreiben die Veränderungen der Kirche in unserer Zeit.
In beiden Flyern (aus dem Jahr 2006 und aus dem Jahr 2012) findet man einen Grundriss der Kirche. Im Vergleich wird deutlich sichtbar, wie der Kirchenraum früher genutzt wurde und wie heute.
1.1 · Grundriss · Übersicht
.
.
.
.
.
Die Matthäuskirche wurde exakt auf der Achse der Möhringer Straße gebaut. Diese verläuft stadtauswärts vom Marienplatz (parallel zur Böblinger- und zur Böheimstraße), wird unterbrochen am Erwin-Schöttle-Platz durch die Matthäuskirche und setzt sich fort nach Überquerung der Karl-Kloß-Straße Richtung Kaltental. (s.o. Stadtplan in GoogleMaps). Durch die Übernahme dieser Straßenachse ist die Matthäuskirche nicht auf eine Himmelsrichtung gerichtet, wie links zu sehen ist. Der Chor zeigt etwa nach OstNordOst.
Zur Vereinfachung jedoch bezeichne ich nachfolgend das Hauptportal als Westseite, die dem Schöttle-Platz zugewandte Schauseite = Nordseite, der Chor = Osten.
1.2 · Außen (11 Bilder)
Hauptportal
2.1 · Innen Übersicht
.
.
.
.
.
A = Blick ins Schiff / zum Chor
B = "Linkes Seitenschiff"
C = "Rechtes Seitenschiff"
- im Grundriss kaum als solche zu erkennen
Weitere Bilder diagonal in die Querhäuser und auf die Emporen
2.2 · Die "neue" Matthäuskirche"
Die Neugestaltung des Innenraums war motiviert durch den Wunsch nach möglichst vielfältiger Nutzung des Gottesdienstraums in einer Großstadtgemeinde.
Ein neuer Altar (wie Taufstein und Ambo aus Eichenholz) bildet in der Vierung zusammen mit der Kuppel die neue Mitte, während der bauzeitliche Altar an seinen ursprünglichen Ort in die Apsis zurückkehrte. Die wieder freigelegte und behutsam restaurierte Kuppel schmückt mit ihren Engeln und Sternen den Altarraum.
In ein buchstäblich neues Licht getaucht wird der Altarraum durch die Öffnung und künstlerische Gestaltung der Südrosette und der Lanzettfenster.
Eine flexible Bestuhlung ermöglicht unterschiedliche Gottesdienst- und Andachtsformen wie die Versammlung der Gemeinde im Kreis um den Altar, kleinere Feiern im Chor der Kirche, Konzerte und große Festgottesdienste.
Der historische Terrazzoboden wurde instandgesetzt, an ausgewählten Stellen die frühere ornamentale Wandbemalung sichtbar gemacht.
Der Kruzifixus aus dem 15. Jahrhundert fand wieder seinen Platz an hervorgehobenem Ort und verweist auf Jesus Christus als innere Mitte und Ursprung unserer Gottesdienste.
So knüpft die Modernisierung glücklich an den ursprünglichen Entwurf mit seiner Tendenz zum Zentralraum an. Und bei der Wiedereröffnung am 6. November 2011 wurde mit der neuen Matthäuskirche der Kirchengemeinde ein festlicher Gottesdienstraum und dem Stadtteil Heslach ein wahrhaftes Schmuckstück übergeben.
Quelle: Flyer aus dem Jahr 2012
1 = Historischer Steinaltar
2 = Chorfenster (Weihnachten / Ostern / Pfingsten)
3 = ehemalige Taufkapelle
4 = Sakristei
5 = Altar (neu)
6 = Ambo (neu)
7 = Taufschale (neu)
8 = Kanzel
9 = Historischer Taufstein
Über die oben schon erwähnte und zum Besuch nachhaltig empfohlene Website der Kirchgemeinde kann man drei sehr informative Dokumente herunterladen:
- Festschrift zur Wiedereröffnung der renovierten Matthäuskirche
- Kleiner Kirchenführer zur Wiedereröffnung der renovierten Matthäuskirche
- Festpredigt von Dekan Ehrlich zur Wiedereröffnung der renovierten Matthäuskirche
Über die Kirche nach Umbau ist auf "Evangelische Kirche in Stuttgart" u.a. zu lesen:
"Von August 2009 bis November 2011 wurde die Matthäuskirche innen und außen aufwändig renoviert. Die nach dem Krieg verschlossene Vierungskuppel wurde wieder geöffnet, die südöstliche Rosette kunstvoll neu gestaltet, ebenso der Altarbereich. Die ebenfalls ganz neue flexible Bestuhlung unterstreicht den freundlichen und einladenden Charakter der neuen Matthäuskirche..."
Ausführlich berichtet die Website "Matthäus-renoviert" über den Umbau.
Basisinformationen auf www.kirchbau.de
Bilder auch auf der Website KleineKirchen
2.3 · Innen
Klick ins Bild startet Diashow (15 Bilder)
3 · Chor - Chorfenster
.
.
.
.
..
.
Die 1960 eingesetzten Glasfenster im Chor gelten als wichtige Beispiele für die Glasmalerei der Nachkriegszeit. Der Glasmaler Adolf V. Saile schuf farbkräftige, ausdrucksstarke Gestalten und stellte sie vor einen in vielen Abstufungen leuchtenden blauen Hintergrund.
Die Themen Weihnachten, Ostern und Pfingsten, in den Sechspässen darüber Symbole der Dreifaltigkeit, folgen auf den ersten Blick einem traditionellen Programm. Bei näherem Hinsehen entfalten die Werke jedoch einen Reichtum an Gedanken, der sie zu Bildpredigten werden lässt.
Quelle: Flyer aus dem Jahr 2006
.
A = Weihnachtsfenster
B = Osterfenster
C = Pfingstfenster
3 A · Weihnachten
Das Weihnachtsfenster, über dem im Sechspass das Dreieck mit dem Auge Gottes als Symbol für Gottvater steht, ist in eine himmlische und eine irdische Sphäre geteilt. Unten Stall und Krippe mit Maria und dem Jesuskind. Ochse und Esel stehen hier nach Jesaja 1 Vers 3 seit frühchristlicher Zeit symbolisch für diejenigen, die ihren Herrn erkennen.
Neu und ungewöhnlich ist in der oberen Bildhälfte die Darstellung der Verkündigung der Frohen Botschaft als Kreis von Engeln, die mit dem Verkündigungs-Engel in der Mitte die aus dem Mittelalter stammende Vorstellung von den neun Chören der "himmlischen Heerscharen" widerspiegeln.
Quelle: Flyer aus dem Jahr 2006
3 B · Ostern
Im Sechspass des Osterfensters sehen wir das Lamm Gottes als Christussymbol. Der von einem Kelch aufgefangene Blutstrahl aus der Seite des Lamms als Hinweis auf das Abendmahl ist schon auf gotischen Altarbildern zu finden. Die größte und prächtigste Gestalt der Fenster ist der Auferstandene in der Glorie mit der Siegesfahne. Neben ihm Nägel, Dornenkrone, Rock und Würfel als Symbole der Passion. Darunter der auf Christus weisende Osterengel. Die drei Frauen am Grabe erleben die Osterbotschaft auf dreierlei Weise: Die Frau links ist von ihrer Trauer zu sehr gefangen, um die Botschaft zu hören. Die Frau in der Mitte starrt auf den Engel, ergreift das Grabtuch und versucht, das Gehörte zu begreifen. Maria Magdalena rechts blickt voll gläubiger Hingabe auf den Auferstandenen.
Quelle: Flyer aus dem Jahr 2006
3 C · Pfingsten
Die Taube als Symbol des Heiligen Geistes im Sechspass leitet zu dem Pfingstgeschehen über. Doch sind die sie umgebenden Flammen nicht die "Zungen von Feuer", von denen die Apostelgeschichte erzählt, sondern sie symbolisieren die sieben Gaben des Heiligen Geistes nach Jesaja 11 Vers 1 und 2. Die Apostel, die den Heiligen Geist empfangen, sind als Menschen dargestellt, die darauf verschieden reagieren, demütig, verlangend, erstaunt...
Die Gestalt rechts vorne ist Petrus bei seiner Pfingstpredigt. Dabei wendet er sich an die Betrachter des Bildes, wie um diese in das Geschehen mit einzubeziehen. Das Gebilde zu Füßen der Apostel symbolisiert, wie die Wellen zeigen, die Kirchengemeinde als Schiff.
Quelle: Flyer aus dem Jahr 2006
4.1 · Innen Querhäuser, Kuppel
.
.
.
DIE SÜDROSETTE
Künstlerin Saskia Schultz: Bei Glasarbeiten in historischen Gebäuden ist es mir immer wichtiger geworden, den Raum nicht zu dominieren. Ich nehme in meine Gestaltung die Färb- und Formensprache des Raumes oder der Epoche auf, ohne aber zu reproduzieren oder zu patinieren.
Ich möchte keine unübersehbaren" Fenster erzeugen, sondern solche, die nebenbei entdeckt werden und erst bei genauerer Betrachtung mehr zeigen. Beim Eintreten kündigt sich die Südrosette bei Vormittagssonne nur durch einzelne Farbpunkte im Raum an, bei Sonne sichtbar wird der Text aus dem Korintherbrief (1. Korinther 13) in den Lanzettfenstern, am späten Abend strahlen die Zweige heller als der Hintergrund, und dann ausgerechnet Misteln, ein Halbschmarotzer, jedoch eine immergrüne Pflanze, die anders als der Rest der Vegetation bereits im Februar blüht und im Winter Früchte trägt "
.
DIE KUPPEL
Die ursprüngliche, für den historistischen Baustil der Kirche typische starkfarbige Ausmalung hat sich nur in der Vierungskuppel relativ zusammenhängend erhalten, wo sie durch eine Zementschale bei der Renovierung in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg verschlossen worden war.
In der freigelegten Kuppel bleiben Original und Ergänzung farblich unterscheidbar und somit jeweils ablesbar. Die Farbfassung kann insgesamt wieder im Zusammenhang erfahren werden.
Quelle: Flyer aus dem Jahr 2012
Kuppel
Klick ins Bild startet Diashow (6 Bilder)
4.2 · Innen: Kanzel, Altar, Ambo, Taufschale· Hist. Steinaltar & Taufstein · Crucifix
.
.
.
A = Kanzel (mit den vier Evangelisten)
B = Neuer Altar
C = Neuer Ambo
D = Neue Taufschale
E = (hängender) Crucifixus (15. Jahrhundert)
F = Historischer Steinaltar
G = Historischer Taufstein
Kanzel
Neuer Altar, Taufschale, Ambo · Taufstein · Historischer Altar
Crucifix
5 · Orgel
.
.
.
"Die Orgeln der alten Heslacher Kirche und der Matthäuskirche Stuttgart von 1748 bis 1981"
so lautet der sehr umfangreiche Beitrag von Ulrich Stierle (sen.), den er 1981 zur Festschrift 100 Jahre Matthäuskirche verfasst hat. Geschichte der Vorgängerinstrumente mit ihren Dispositionen, die Entwicklung zum heutigen großen Instrument und die Bedeutung der "Internationalen Orgelkonzerte" sind anschaulich beschrieben. (Text zum Download).
Über die Internationalen Orgelkonzerte gibt eine eigene Website Auskunft. Nachfolgend daher "nur" die aktuelle Disposition der Orgel.
Disposition der Hauptorgel
Hauptwerk (I. Manual) |
Positiv (II. Manual) |
Schwellwerk (III. Manual) |
Pedal |
---|---|---|---|
1. Prinzipal 16' |
17. Geigenprinzipal 8' |
35. Pommer 16' |
55. Bourdon 32' |
insgesamt 4297 Pfeifen
An dieser Disposition wirkten beratend mit: Prof. Herbert Liedecke, Stuttgart & KMD Gerhard Rehm, Balingen
(elektr. Schleifladen, Spieltisch mit elektronischem Setzer für 32 Kombinationen)
Erweiterung und Nachintonation: Orgelbaumeister Diethelm Berner, Stuttgart
Für die Zeit nach 1981 hat freundlicherweise der jetzige Organist, Ulrich Stierle jun., folgende ergänzende Informationen z.V. gestellt:
Im Lauf der weiteren Jahre konnten durch zusätzliche Spenden peu à peu ergänzt werden:
Viola 4 im HW, ein eigener 8'-Prinzipal im Positiv, 8'- und 4' Chamaden im Positiv (Transmission im Ped), Basson 8 im Pedal.
Die drei 8'-Prinzipale auf den drei Manualen wurden in Charakter und Klang von einander abgestuft, sodass sie kontrastierend wirken.
Die Horizontaltrompeten wurden ins Positiv gesetzt, sodass sie (durch Manualwechsel) den Trompeten im HW gegenüber gestellt werden können. Das Basson 8' im Ped zeichnet deutlich bei polyphoner Musik.
Im Zuge der Ausreinigung im Jahr 2001 wurden einige Register nachintoniert, sämtliche technischen Anlagen überholt (z.B. Registerzugsmotoren) und ein neuer Setzer-Computer mit 4096 Kombinatinen (inkl.Sequenzer) installiert.
Im Jahr 2009 wurde ein zweites großes Orgelgebläse eingebaut.
Bei der Innenrenovierung des Kirchenraums 2010/11 bestand große Sorge hinsichtlich der Akustik, da das Denkmalsamt darauf bestand, ca. 500 qm Schallschluckplatten abzutragen und da die Kuppel nach oben geöffnet werden sollte. Der Raum entwickelte sich zu einer Kathedraleakusitk, ein Gewinn für symphonische Orgelmusik. Weitere Maßnahmen wie punktuelle Akustikplatten und Sitzkissen bei Konzerten ermöglichen auch das Verständnis von polyphoner Musik. Einige Register wurden auf die neue Akustik nachintoniert.
Siehe auch Darstellung auf Organ.Index
zum Seitenanfang
Impressum
Evangelische Matthäuskirche fotografiert am 11.12.2013
(c) 2014 Foto-Kunst Andreas Keller - Ehrenhalde 14, 70192 Stuttgart
Auf Kirchen-Online veröffentlicht am 06.02.2014
Übertragen in neues Webdesign im Dezember 2023, inkl. update aller Links
Zum Hauptmenü · Kirchen und Kapellen...