Stuttgart · Markuskirche

Informationen

Die Markuskirche wird auf der Website der Kirchengemeinde "Markus Haigst" sehr umfassend und ausgezeichnet beschrieben in den Kapiteln:
Baugeschichte und Baubeschreibung · Das Äußere der Markuskirche · Der Kirchenbau innen · Die Innenausstattung · Die Orgel · Technische Besonderheiten · Zerstörungen, Umbauten, Restaurierung · Der Stil der Markuskirche · Das Stuttgarter Schuldbekenntnis. Hieraus zitiert:

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"Zum 100jährigen Jubiläum der Markuskirche (2008) wurde als Motto ausgewählt: "100 Jahre Markuskirche Stuttgart - Konzertkirche Mittelpunkt Baudenkmal". Damit sollte der großen kulturellen Bedeutung Rechenschaft getragen werden, die dieses Gotteshaus von Anfang an hatte und bis heute hat. Im Jubiläumsprospekt heißt es dazu unter anderem:

Konzertkirche
Von Anfang an war die Markuskirche dank ihrer hervorragenden Akustik auch eine gefragte Konzertkirche. Nicht nur die Stellung der Walcker-Orgel im Angesicht der Gemeinde und der mächtige steinerne Orgelprospekt, sondern auch der Typus der deutsch-spätromantischen Orgel machten Konzerte in der Markuskirche überaus interessant.... Die Orgel der Markuskirche hat trotz der zahlreichen Veränderungen nie ihren weichen und grundtönigen Charme eingebüßt, der von ihrer romantischen Herkunft rührt. Gerade zur Interpretation spätromantischer Literatur genießt sie auch heute noch einen hervorragenden Ruf. Namhafte Organisten spielten und spielen regelmäßig auf diesem wunderbaren Instrument.
Die Tradition der Kirchenmusik in der Markuskirche besteht vom Zeitpunkt der Gründung an. Es gab eine wöchentliche Stunde der Kirchenmusik ("Motette" genannt), die großen Oratorien wurden von allen kirchenmusikalischen Vereinigungen in der Markuskirche aufgeführt, allen voran Hans Grischkat, dessen Name für Generationen mit der Kirche untrennbar verbunden ist.
Die Konzertreihe "Musik in Markus" bietet mit zwölf bis sechzehn Aufführungen im Jahr ein Podium für Musik aller klassischen Stilrichtungen. Unter dem Namen "Südmusik" veranstalten außerdem Musiker, die in unserem Stadtviertel wohnen und arbeiten, jährlich ein abwechslungsreiches Konzertprogramm.

Mittelpunkt
Mittelpunkt ist sie natürlich für die Markusgemeinde, aber auch für viele Menschen, die zwar nicht zur Gemeinde gehören, aber gerne hier sind, wenn die Kirche nachmittags geöffnet ist, wenn wir Feste feiern, wenn es Konzerte oder Vorträge gibt. Der Markuslöwe auf dem Dach unserer Kirche ist darüber hinaus fast so etwas wie ein Symbol für unser Viertel im Stuttgarter Süden. Seit langer Zeit ist die Markuskirche auch Heimat der Gehörlosengemeinde in Stuttgart. Im Mittelpunkt weltweit stand die Markuskirche im Oktober 1945, als auf Grund einer Predigt von Martin Niemöller das Stuttgarter Schuldbekenntnis formuliert wurde. Eine Bronzetafel mit dem vollständigen Text ist in der Kirche angebracht. Die Markuskirche liegt im Schnittpunkt des Lehensviertels und des Heusteigviertels und somit im Mittelpunkt von zwei der städtebaulich interessantesten Stadtvierteln Stuttgarts.

Baudenkmal
Der Baumeister Heinrich Dolmetsch (1846 1908) hat mit seinen letzten Kirchenbauten, vor allem der Stuttgarter Markuskirche, das Ende des Kirchenbaus im neogotischen und neoromanischen Stil eingeläutet. Die Markuskirche stand wegweisend sowohl in stilistischer Hinsicht als auch in Bezug auf die konsequente Anwendung des Eisenbetons am Beginn einer weiteren Entwicklung. Dieses Material gestattet die Überdeckung der größten Räume, ohne dass Seitenschub entsteht und macht die Breite des Raumes, anders als der mittelalterliche Gewölbebau, unabhängig von der Höhe desselben. Ein großer Nachteil des Eisenbetons ist an sich die schlechte Akustik. Um diese zu verbessern, hat Heinrich Dolmetsch einen Korkschrotbelag für Wände und Decken entwickelt, der die Schallwellen bricht und den Nachhall erheblich vermindert und steuerbar macht.
Die Anordnung von Altar, Kanzel, Taufstein und Orgel wurde im 19. Jahrhundert immer wieder intensiv diskutiert. Dolmetsch hat diese 'Prinzipalstücke' gleichberechtigt in einer Linie vor dem Chorbogen angeordnet, und darüber hinaus die Orgel mit der Sängertribüne im Angesicht der Gemeinde an die Rückwand des Chores gestellt. Die Kanzel ist mit Reliefintarsien nach einem Entwurf von Rudolf Yelin d. Ä. gestaltet. Kanzelkorb und Rückwand sind doppelwandig und fungieren als Resonanzkörper. Der Schalldeckel und die Brüstung bündeln die Schallwellen genau in die gewünschte Richtung, somit wirkt die gesamte Kanzel wie ein Musikinstrument. Antependium, Altarbehänge, Taufnische und Altargerät sind kunsthandwerklich von besonderer Bedeutung, ebenso wie die eindrucksvolle Ausstattung der Kirche mit Jugendstilelementen.
Die Markuskirche ist ein Bauwerk, das stilistisch und liturgisch zu den führenden Beispielen seiner Zeit im Lande zählt, und darüber hinaus auf Grund seiner frühen Eisenbetonkonstruktion sogar europaweite Bedeutung besitzt."

Heinrich Dolmetsch

Die große Zahl von Kirchenrestaurierungen und -bauten werden in zwei Büchern von Ellen Pietrus dargestellt:

Die Kirchenneubauten von Heinrich Dolmetsch. Ein Architekt im Königreich Württemberg. in: Reutlinger Geschichtsblätter Jahrgang 2001 · Neue Folge Nr. 40, S. 125 - 228

Heinrich Dolmetsch. Die Kirchenrestaurierungen des württembergischen Baumeisters. Hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege, Konrad Theiss Verlag Stuttgart, 2008.

zuvor erschien ein Artikel "Kirchenausstattungen von Heinrich Dolmetsch. Vom Umgang mit Raumfassungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts", der heute vom Server der Uni Heidelberg runtergeladen werden kann (keine Erwähnung der Markuskirche).

Dolmetsch auf Wikipedia

Sehr gute Darstellung Dolmetsch auf archINFORM mit Projekt-Kurzbeschreibung

Eintrag in der Deutschen Digitalen Bibliothek

Ein großer Teil des Dolmetsch-Nachlasses befindet sich in der TU München, Architekturmuseum. Zur Markuskirche werden ca. 160 Dateien gezeigt, manche hier übernommen (s. r & u.) - Detailliste

Momentan finden Sie folgende Kirchen von Dolmetsch auf www.kirchen-online :
Stuttgart-Degerloch, Michaelskirche · Stuttgart-Heumaden, Alte Kirche ·
Stuttgart Uhlbach, Andreaskirche

Inhalt

Publikationen & Links

Zum 25jährigen Jubiläum erschien eine kleine Festschrift - hier zum Download - verfasst von Stadtpfarrer Meyer-Liszt mit vielen interessanten Details "aus eigener Anschauung".

Zum 50jährigen Jubiläum erschien eine Festschrift - hier zum Download (13 MB) - mit Beiträgen von Stadtpfarrer Rudi Daur, "Die Markuskirche" von OKRat Georg Kopp; außerdem über Gustav Gerock und Max Mayer-List; "Unsere Markuskirche im Kirchenkampf" (D. Walther Buder); Früchte dieser bewegten Zeit, Die Markuskirche im und nach dem Zweiten Weltkrieg, Personenübersichten, sowie ein Bericht über das Silvester-1945-Konzert des Stuttgarter Kammerorchesters (Bach, Kunst der Fuge) von Albrecht Goes.

Zum 70jährigen Jubiläum erschien eine umfangreiche Festschrift. Aus dieser sind vier Beiträge hier zum Download übernommen:
Die Markuskirche im Stuttgarter Stadtgebiet (Hansmartin Decker-Hauff)
Die "Denkmalkirche" im Zeichen des Ringens um einen neuen protestantischen Kirchenbaustil (Norbert Bongartz)
Das Stuttgarter Schuldbekenntnis vom 19. Oktober 1945 und die Markuskirche (Albrecht Plag)
Musik in der Markuskirche(Manfred Schreier)

Norbert Bongartz: „Neuer Stil“ und Jugendstil. Zur Restaurierung der evangelischen Markuskirche in Stuttgart.
In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 7. Jg. 1978, Heft 1, S. 1–7 - Download

Aus der Festschrift zum 75jährigen Jubiläum wird dann später an zutreffender Stelle zitiert.

Zum 100jährigen Jubiläum wurde - im Gegensatz zu 50 und 75 - keine "Festschrift" publiziert, sondern ein schöner, ausführlicher und sehr informativer Führer.
Erschienen im Deutschen Kunstverlag München Berlin. ISBN 978-3-422-02035-1
Autorin: Ellen Pietrus

Der Flyer zum Jubiläum 2006 - 2008 steht hier zum Download z.V. In ihm findet man - neben Kurzinformationen zu Bau und Gemeinde - auch eine Chronik 1908 - 2008 sowie eine Aufstellung aller ständigen Pfarrer - dort ist zu ergänzen, dass Pf. Roland Martin im Jahr 2011 eine neue Aufgabe in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg übernommen hat und seit Sommer 2012 Dr. Tilo Knapp 1. Pfarrer an Markus ist.

Informationen auf Wikipedia und auf www.kirchbau.de

Historische Quellen

An der Universität Stuttgart findet man in den Digitalen Sammlungen die
Bauzeitung für Württemberg, Baden, Hessen, Elsaß-Lothringen (1909) mit einem ausführlichen Bericht über die Markuskirche
Artikel hier direkt zum Download

An der Universität Heidelberg findet man in den Digitalen Sammlungen das
Christliche Kunstblatt für Kirche, Schule und Haus. Im Jahrgang 51, (1909) wird in Heft 2 die Markuskirche besprochen.
Artikel hier direkt zum Download
Erneut kurz erwähnt in Jahrgang 55 (1913) - Download.

Heinrich Dolmetsch · Nordseite der Markuskirche

Chronik 1894 - 2003

1894 Sommer: Errichtung der provisorischen „Wanderkirche“ an der Heusteigstraße, diese erhält Anfang 1895 den Namen „Markuskirche“.

1895 Errichtung einer eigenständigen „Markusgemeinde“ mit ca. 6.000 Gemeindegliedern. (September)

1896 Gustav Gerok wird zum ersten Stadtpfarrer an der Markusgemeinde berufen. (April)

1906 Grundsteinlegung. (8. 7.)

1908 Einweihung der Markuskirche. (29. 3.)

1918 Beschädigung durch Fliegerabwehr-Kanonen. (29. 7.)

1920 Einrichtung der dritten Pfarrstelle (Gemeindegröße: ca. 14.000).

1942 Drei Glocken müssen abgeliefert werden, nur die a'-Glocke bleibt. (5. 2.)

1944 Schwere Schäden durch Luftangriffe. Kirche unbenutzbar. (Herbst)

1945 Die Markuskirche ist notdürftig repariert und wird wieder in Gebrauch genommen. (24. 6.)
Abendgottesdienst zur Eröffnung der ersten ordentlichen Sitzung des Rats der EKD.
Die Predigt Martin Niemöllers gibt Anstoß zum Stuttgarter Schuldbekenntnis. (17. 10.)

1950 Glockenweihe – die Markuskirche hat wieder ihr volles Geläut. (24. 9.)

1955 Einweihung der Orgel nach Renovierung und Ausbau auf 60 Register; dadurch endgültige Schließung des Rundfensters an der Stirnwand des Chores. (18. 6.)

1958 Farbintensive Bildfenster (W. D. Kohler; E. Gaisser) ersetzen die im Krieg zerstörten Originalfenster. Erwünschter Kontrast zum einheitlichen hellbeigen Anstrich der Kirche.

1966 Einweihung des Jugendhauses der Markusgemeinde Zellerstraße 31. (25. 6.)

1974 Investitur von Helga Karbe, der ersten Pfarrerin an der Markuskirche. (12. 5.)

1978 Wiedereinweihung der Kirche nach Innenrenovierung und Wiederherstellung der ursprünglichen Farbgebung. (5. 2.)

1987 Erstmals wird ein Gottesdienst aus der Markuskirche live im Fernsehen übertragen. (3. 5.)

1991 Erstes „Gemeindefest rund um die Markuskirche“. (30. 6.)

1993 Einführung der Messe als regelmäßige Form des Abendmahlsgottesdienstes in der Markuskirche.
Übergabe des Jugend- und Gemeindehauses nach dessen Umbau. (20. 11.)

1996 Gründung des Markusorchesters. (März)
Beginn der (nachmitt)täglichen Öffnung der Kirche. (15. 4.)
Live-Fernsehgottesdiest aus der Markuskirche; Predigt: Dr. Konrad Raiser, Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen. (22.10.)
Dritte Pfarrstelle endgültig gestrichen, neue Bezirkseinteilung.

1999 Bischof (später: Kardinal) Karl Lehmann predigt in der Markuskirche bei einem Eröffnungsgottesdienst zum 28. Deutschen Evangelischen Kirchentag. (16. 6.)
Löwe und Kirchendach werden beim Sturm Lothar beschädigt. (26.12.)

2000 Der Markuslöwe kommt neu restauriert wieder an seinen Platz auf dem Kirchendach. (10. 10.)
Die neue Beleuchtung der Kirche wird eingeführt. (3.12.)

2002 „1. stuttgarter kulturnacht“ – seither ist die Markuskirche ein fester Bestandteil dieser Veranstaltung mit jeweils Hunderten von Besuchern. (28.9.)

2003 Gedenkgottesdienst zum 50. Todestag von Bischof Theophil Wurm mit zahlreichen hohen Gästen, unter anderen EKD Ratspräsident Präses Manfred Kock.

Quelle: Flyer zum 100jährigen Jubiläum 2008

1.1 · Aus der Ferne

1.2 · Außen

1.3 · Turm mit den 4 Evangelisten, Markuslöwe, Glocken

1.4 · Rundblick vom Turm

2 · Innen - Schiff / Empore

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Anordnung in der Kirche

Südwand

Nordwand

Mk 1.11 Taufe Jesu (1)

(8) Kreuzaufrichtung Mk 15.25

Mk 10.13 Segnung der Kinder (2)

(7) Gethsemane Mk 14.36

Mk 12.43 Das Scherflein der Witwe (3)

(6) Die Tempelreinigung Mk 11.17

Mk 1.34 Die Heilung des Gelähmten (4)

(5) Jesus bei den Sündern Mk 2.17

"Eine vielfache Beratung erforderte die innere Ausstattung der Kirche. Nach dem Plan des Architekten sollten die 8 Felder unter den Rundbogenfenstern des Hauptschiffs mit bildlichen Darstellungen ausgefüllt werden. Von farbigen Darstellungen wurde abgesehen, und des ruhigeren Eindrucks wegen Reliefplastik gewählt. Anfangs dachte der Baumeister die 8 Seligpreisungen zum Stoff der Darstellung zu wählen. Er übernahm aber gerne den Gedanken, die bildlichen Darstellungen sämtlich dem Markusevangelium, das vor allem von den Taten Jesu berichtet, zu entnehmen, so daß die Kirche wirke wie ein aufgeschlagenes Markusevangelium. Da das Markusevangelium mit der Taufe Jesu beginnt, stellt das erste Bild, an der Kanzel anfangend, diese dar. Und nun folgen vier Darstellungen, die Jesus als Heiland und Helfer der Menschen zeigen: Jesus als Kinderfreund, dargestellt an der Kindersegnung; Jesus als Armenfreund, in der Geschichte vom Scherflein der Witwe; Jesus als Krankenfreund: Kranke verschiedener Art nahen sich ihm; Jesus als Sünderfreund: einem vor ihm niedergesunkenen Menschen legt er verzeihend die Hand aufs Haupt, aber grollend stehen im Hintergrund die Pharisäer. Dies leitet über zu den folgenden Bildern, die Jesus als Kämpfer darstellen. Erst die Tempelreinigung, als Beispiel für den Kampf Jesu mit den eigenen Volksgenossen. Dann der Kampf in Gethsemane, und schließlich die Kreuzaufrichtung, hinüberweisend zu dem großen Kruzifix hinter dem Altar. Unter sämtlichen Bildern stehen entsprechende Stellen aus dem Markusevangelium. Die Komposition der Bilder stammt von dem Historienmaler Professor Friedrich Keller. Ausgeführt wurden sie von namhaften hiesigen Bildhauern. Die ganze Anlage ist eine Stiftung der verstorbenen Frau Geheimrat v. Siegle." (Max Meyer-List)

Quelle: Festschrift 25 Jahre Markuskirche

Lt. Bauzeitung...1909 (S. 115) wurden die Reliefs von den Bildhauern Bausch, Gäckle/Gaeckle, Gimmi, Lindenberger und Rheineck geschaffen.

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3.1 · Taufe Jesu

3.01 20140312-060n

Mk 1, 11: Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen

3.2 · Segnung der Kinder

3.02 20140312-058n

Mk 10, 13-16: Und sie brachten Kinder zu ihm, damit er sie anrühre. Die Jünger aber fuhren sie an. Als es aber Jesus sah, wurde er unwillig und sprach zu ihnen: Laßt die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes. Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen. Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie.

3.3 · Das Scherflein der Witwe

3.03 20140312-056n

Mk 12, 42 - 44: Und es kam eine arme Witwe und legte zwei Scherflein ein; das macht zusammen einen Pfennig. Und er rief seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Gotteskasten gelegt als alle, die etwas eingelegt haben. Denn sie haben alle etwas von ihrem Überfluß eingelegt; diese aber hat von ihrer Armut ihre ganze Habe eingelegt, alles, was sie zum Leben hatte.

3.4 · Die Heilung des Gelähmten

3.04 20140312-054n

Mk 1, 34: Und er half vielen Kranken, die mit mancherlei Gebrechen beladen waren, und trieb viele böse Geister aus und ließ die Geister nicht reden; denn sie kannten ihn.
Auf dem Relief ist irrtümlich Mk 1, 11 als Bibelstelle angegeben - gehört zu Relief 1

3.5 · Jesus bei den Sündern

3.05 20140312-069n

Mk 2, 17: Als das Jesus hörte, sprach er zu ihnen: Die Starken bedürfen keines Arztes, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten

3.6 · Die Tempelreinigung

3.06 20140312-067n

Mk 11, 17: Und er lehrte und sprach zu ihnen: Steht nicht geschrieben (Jesaja 56,7): »Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker«? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.

3.7 · Gethsemane

3.07 20140312-065n

Mk 14, 35+36: Und er ging ein wenig weiter, warf sich auf die Erde und betete, daß, wenn es möglich wäre, die Stunde an ihm vorüberginge, und sprach: Abba, mein Vater, alles ist dir möglich; nimm diesen Kelch von mir; doch nicht, was ich will, sondern was du willst!

3.8 · Kreuzaufrichtung

3.08 20140312-063n

Mk 15, 25: Und es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten.

4 · Säulen / Kapitelle / Gurtbogen & Kassetten im Schiff

5 · Chor Apsis Sängerpodium Orgel

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In der Festschrift 1908 / 1978 hat der damalige Kantor, Manfred Schreier einen großen Beitrag zur Kirchenmusik an der Markuskirche verfasst.
Zusammen mit anderen Beiträgen hier zum Download

Außerdem sei verwiesen auf die Website
www.hermann-keller.org mit einer ausführlichen Darstellung
seiner Tätigkeit als Organist an der Markuskirche von 1916 - 1948,
sowie die Darstellung der Tätigkeit von Hans Grischkat.

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5.1 · Informationen zur Orgel

1908

Erbauung der Orgel durch F. E. Walcker & Cie. (op. 1400)
55 Register auf 3 Manualen und Pedal äußere Konzeption: Heinrich Dolmetsch

1935

Im Zuge der Orgelbewegung: Aufhellung der Disposition
53 Register (davon 10 Transmissionen)

2. Weltkrieg

Das Rundfenster hinter der Orgel wird zerstört. Es wird ersetzt durch ein von der Rosenbergkirche geliehenes Farbfenster, das 1955 zurückgegeben werden muss.

 

Anstatt das Fenster zu ersetzen, wird die Orgel nach den Plänen von Karl Gerok und Walther Lutz erweitert auf 60 Register durch die Firma Walcker.

1969

Fa. Steinmeyer stellt das Instrument auf elektropneumatische Schleifladen um.
Auf Vorschlag Herbert Liedeckes wird die Disposition bei gleichbleibender Registerzahl verändert.

1977/78

Renovierung der Kirche, Rückführung des Raumes, dabei Korrektur der Orgeldisposition und der Intonation durch OBM Diethelm Berner

2000 / 2001

Generalreinigung der Orgel durch OBM Michael Mauch, dabei geringfügige Veränderung der Disposition (Gambe neu, rückt an Stelle der Spitzpfeife, Spitzpfeife ersetzt das Quintatön 8' des IL Man.). Spieltraktur wird elektrisch. Wiedereinbau des Carillon.

5.2 · Aktuelle Disposition

I Hauptwerk C - g³

II Positiv C-g³

III Schwellwerk C-g³

Pedal C-f1

Prinzipal 16'
Quintade 16'
Prinzipal 8'
Gambe 8’
Grobgedeckt 8'
Quintflöte 5 1/3’
Oktave 4'
Feldflöte 2'
Kornett 2fach 2 2/3'
Mixtur 5-6fach 2'
Kleinmixtur 3fach 2/3'
Fagott 16'
Trompete 16'
Tremulant Sololade

Harfenprinzipal 8'
Flöte 8'
Spitzpfeife 8'
Prinzipal 4'
Blockflöte 4'
Oktave 2'
Koppelflöte 2'
Terz 1 3/5'
Quinte 1 1/3'
Oktävlein 1'
Scharff 5fach 1'
Krummhorn 8'
Hautbois 4'
Tremulant
Carillon

Bordun 16’
Prinzipal 8’
Rohrgedeckt 8’
Salizional 8’
Schwebung 8’
Oktave 4’
Nachthorn 4’
Sesquialter 2fach 2 2/3’
Spitzflöte 2’
Schreipfeife 3fach
Mixtur 6fach 1 1/3’
Dulzian 16’
Oboe 8’
Vox humana 8’
Schalmey 4’
Tremulant

Prinzipalbaß 16'
Subbaß 16'
Gedecktbaß 16’ (TM III)
Quintbaß 10 2/3’
Oktavbaß 8'
Gemshorn 8'
Choralbaß 3fach 4'
Waldflöte 4'
Holzflöte 2'
Hintersatz 6fach 5 1/3'
Bombarde 32'
Posaune 16'
Dulzian (TM III)
Trompete 8'
Klarine 4'
Singend Kornett 2'
Tremulant Sololade

Zimbelstern

Koppeln und Spielhilfen:
Koppel II/III · Koppel III/II · Koppel III/I · Koppel II/I · Koppel III/Ped. · Koppel II/Ped. · Koppel I/Ped. · Koppel III/Ped. 4' · Walze
elektronische Setzer mit Diskettenlaufwerk

Herzlichen Dank an Organist Andreas Scheufler für die z.V.Stellung dieser Informationen

5.3 · Disposition der Orgel von 1908

I Hauptwerk C - g³

II Positiv C-g³

III Schwellwerk C-g³

Pedal C-f1

1. Prinzipal 8’
2. Prinzipal 8’
3. Hohlflöte 8’
4. Viola di Gamba 8’
5. Salicional 8’
6. Nachthorn 8’
7. Gemshorn 8’
8. Bourdon 8’
9. Oktave 4’
10. Rohrflöte 4’
11. Quinte 2 2/3’
12. Oktave 2’
13. Cornett 3-5fach 8’
14. Salicet 4’
15. Mixtur 5fach 4’
16. Trompete 8’

17. Bourdon 16’
18. Geigenprinzipal 8’
19. Konzertflöte 8’
20. Synthematophon 8’
21. Gedeckt 8’
22. Dolce 8’
23. Salicional 8’
24. Viola d'amour 8’
25. Fugara 4’
26. Flöte 4’
27. Flautino 2’
28. Mixtur 3fach 2’
29. Cornett 8’
30. Clarinette 8’

31. Lieblich Gedeckt 16’
32. Lieblich Gedeckt 8’
33. Prinzipal 8’
34. Quintatoen 8’
35. Violine 8’
36. Voix Celeste 8’
37. Dolce 8’
38. Spitzflöte 8’
39. Flauto dolce 4’
40. Prinzipal 4’
41. Viola 4’
42. Sesquialtera 2 2/3’ + 1 3/5’
43. Piccolo 2’
44. Labial-Oboe 8’

45. Prinzipalbass 16’
46. Subbass 16’
47. Gambabass 16’
48. Quintbass 10 2/3’
49. Oktavbass 8’
50. Violoncello 8’
51. Oktavbass 4’
52. Gedecktbass 16’
53. Bourdon doux 8’
54. Posaune 16’
55. Trompete 8’

Informationen zur Orgel auch auf:
Website der Kirchgemeinde · OrganIndex · Die Orgelseite · Orgelbau Walcker

6 - 9 · Altar Kruzifix Kanzel Taufnische

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"Von weiterem Schmuck verdienen erwähnt zu werden die feinen, von Kunstmaler R. Yelin entworfenen Holzintarsien an der Kanzel mit ihrer sinnbildlichen Beziehung auf das dort gesprochene Wort: der Sämann, der den Samen ausstreut, der Gärtner, der nach der Frucht fragt, und der Schnitter, der die Garben einsammelt. ...
Mit größtem Eifer hatte sich der Baumeister bemüht, bis in die letzten Einzelheiten alles nach seinem künstlerischen Empfinden zu entwerfen. So gab er dem Taufstein, dessen Sockel er mit allerlei Wassertieren verzierte, nach älteren Mustern einen Aufsatz mit der Gestalt Johannes des Täufers, die Tauf- und Abendmahlsgefäße wurden nach von ihm angefertigten Entwürfen hergestellt, ebenso eine Altarbibel mit antikem Einband und einem hölzernen Untersatz, das Lederantependium am Altar, der Altarteppich, selbst die Opferbüchsen und Thermometer, alles wurde nach besonderen Entwürfen gefertigt."
Quelle: Festschrift 25 Jahre Markuskirche

Heinrich Dolmetschs kunsthandwerkliche Spezialität und Novität waren seit 1895 ausschließlich vom Stuttgarter Lederwarenfabrikant Albert Feucht kunstvoll gefertigte (und von Dolmetsch entworfene) Leder-Altarantependien (Backnang Stiftskirche 1895, Metterzimmern Michaelskirche 1906, Stuttgart Markuskirche 1908, Urach Amanduskirche 1901) oder Paravents/Füllungen (Murrhardt 1896, Uhlbach Andreaskirche 1895) - siehe Ellen Pietrus: Heinrich Dolmetsch. Die Kirchenrestaurierungen des württembergischen Baumeisters; Stuttgart 2008, S. 150-152
(Ulrich Zimmermann)

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Frau Dr. Eva-Maria Kreuz (die im Jahr 2000 ein neues Lichtkonzept für das Schiff entwickelt und realisiert hat - siehe weiter unten 11.2) schreibt mir folgende sehr interessante Beobachtung:

"Mir ist aufgefallen, dass die Fläche des Altares aus dem Gestühl sichtbar ist, er ist nicht nur eine Kante wie üblicherweise Altäre, die drei Stufen erhöht stehen. Dann habe ich mit der Wasserwaage gemessen: der Altar und die steinerne Umfassungen sind zur Gemeinde hin geneigt, so dass sie als Flächen sichtbar werden."

Diese Beobachtung ergänzt Ulrich Zimmermann:
"In Gegenrichtung hat der Schiff-Fußboden ein Gefälle um eine Stufe zum Altarbereich hin (siehe Gebäude-Längsschnitt)."

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6.1 · Altar

6.2 · Kruzifix

Der Kruzifixus in der Stuttgarter Markuskirche steht genau in der Mitte zwischen Kanzel und Taufstein, hoch über dem Altar und vor der Orgel. Er nimmt im buchstäblichen Sinne eine beherrschende Stellung ein. Wer hereinkommt, muß ihn sehen.

Allerdings, so genau wie auf diesem Bild sieht ihn der Kirchenbesucher normalerweise nicht. Zur Majestät dieses Christusbildes gehört auch seine Ferne. Der Architekt Heinrich Dolmetsch und der Bildhauer Hermann Lang haben ein übriges getan, um diese Ferne zu betonen. Sie haben ein Rundfenster in der Apsis der Kirche angebracht, und das Licht dieses Fensters fiel früher von hinten auf den Kruzifixus. So mußte der Betrachter ins Licht sehen, wenn er vom Kirchenschiff auf den Gekreuzigten schaute, und er sah dessen Haupt gleichsam von einer Gloriole umgeben und nur undeutlich.

Heute ist das Fenster zugebaut und der Christus dadurch dem Kirchenbesucher ein wenig näher gerückt. Aber auch aus der Nähe betrachtet, wirkt er majestätisch. Das ist nicht der Schmerzensmann, wie ihn das ausgehende Mittelalter dargestellt hat. Es ist auch nicht der Jesus, mit dem ein Don Camillo seine vertraulichen Gespräche führen kann. Es ist der Herr über Tote und Lebendige, von dem Paulus im 14. Kapitel des Römerbriefes spricht. Er ist der Erlöser, der am Ende rufen wird: Es ist vollbracht.

Es ist nicht so einfach, zu diesem Christusbild ein persönliches Verhältnis zu bekommen. Der Schmerzensmann des Mittelalters und der volkstümliche Christus des Don Camillo machen es da dem Betrachter leichter. Aber vielleicht ist es gerade das Besondere dieses Christusbildes, daß es sich nicht für eine bestimmte Haltung oder für ein bestimmtes Gefühl in Anspruch nehmen läßt. Etwas Unnahbares bleibt, wenn man sich diesem Christus nähern will. Er steht ganz betont in der Mitte, aber er läßt sich nicht festlegen, durch keine Erwartung und durch keine Gefühle. Er legt den Kirchenbesucher andererseits aber auch nicht fest auf ein bestimmtes Christusbild. Es ist deutlich, daß der Blick zu ihm gehen soll. Es ist deutlich, daß die Predigt und das Sakrament von ihm ausgehen. Aber wie Christus ist, milde oder streng, schenkend oder fordernd, das ist in diesem Kunstwerk nicht festgelegt. Kanzel, Altar und Taufstein gehören zu diesem Bild. Die Predigt und der Empfang der Sakramente lassen Christus zu uns sprechen.

So ist der Kruzifixus in der Markuskirche für mich befreiend und ermutigend. Befreiend, weil er viele Möglichkeiten für Prediger und Predigthörer eröffnet. Unter diesen ausgebreiteten Armen haben Schmerz und Trauer, aber auch Glück und Freude Platz. Dieses Antlitz erlaubt Ermunterung und Ermutigung ebenso wie Mahnung und Bußruf.

Ermutigend ist dieser Kruzifixus, weil er die Überlegenheit Gottes zeigt. Die Gewalt und die Ungerechtigkeit können ihn nicht zerbrechen. Sein Leiden ist Leiden nach dem Willen des Vaters, und es dient unserem Heil.

Manfred Müller

Quelle: Festschrift zum 75jährigen Jubiläum 1983

7 · Kanzel

Die Kanzel ist bis ins einzelne wie ein Musikinstrument geplant worden.

Der Schalldeckel und die Brüstung sollen durch ihre Kegelstumpfformen den auf sie treffenden Schall bündeln, die hohle hölzerne Rückwand ist als Resonanzkörper konzipiert. Auch der seitliche Standort für die Kanzel am linken Chorbogen ist aus akustischen Gründen günstig.

Die Kanzel sollte ursprünglich mit Gemälden versehen werden, wurde dann aber mit Relief-Intarsien nach einem Entwurf von Rudolf Yelin d. Ä. gestaltet. Es sind drei Szenen dargestellt:
der Sämann,
der Herr und Knecht am Feigenbaum
und der Schnitter.

Quelle: Website der Kirchgemeinde

Drei Reliefbilder

von Rudolf Yelin d. Ä. zieren die Kanzel der Markuskirche: links der Sämann, rechts der Schnitter mit der Garbe, und in der Mitte eine Szene aus dem Gleichnis vom unfruchtbaren Feigenbaum. Alle drei Bilder sagen etwas aus über die Predigt und den Prediger. Das mittlere Bild hat es mir am meisten angetan. Da steht der Gärtner in Arbeitskleidung mit dem Spaten in der Hand. Er ist kein Tagelöhner, er hat ein wichtiges Amt, und er versieht es mit Würde, das sieht man ihm an. Ihm gegenüber steht der Herr des Grundstücks, durch den reichen Faltenwurf seines Gewandes und durch seinen Charakterkopf als Herr zu erkennen. Zwischen beiden aber steht der Feigenbaum, knorrig und kräftig, im besten Alter, um Früchte zu tragen, aber erträgt nur Blätter.

Um das Schicksal dieses Feigenbaumes geht es in dem Gleichnis, das Jesus erzählt: Drei Jahre ist der Herr des Weinbergs gekommen, um von seinem Feigenbaum Früchte zu ernten. Jetzt ist seine Geduld zu Ende: „Haue ihn ab, was hindert er das Land?", sagt er zu seinem Gärtner. Aber der will den Feigenbaum retten, umgraben will er die Erde und düngen, damit es dem Feigenbaum gewiß nicht fehle an Pflege und Nahrung. Erst, wenn das vergeblich ist, will er den Baum aufgeben. Es ist nicht der Augenblick der Auseinandersetzung, der in unserem Bild festgehalten ist. Nicht Dramatik, sondern Ruhe geht von ihm aus. Die Entscheidung ist gefallen, die Entscheidung für die Geduld, für ein weiteres Jahr. Eine lange Zeit, in der ein Baum blühen und seine Früchte entwickeln kann. Eine lange Zeit, in der ein Mensch sich nicht unter Druck fühlen muß und nicht gewaltsam vorwärts getrieben wird. Gelassenheit, warten können, das kennzeichnet den Gärtner, das kennzeichnet Gott, der uns Menschen Zeit gibt, uns zu entwickeln, Gelegenheiten, unsere Gaben und Kräfte einzusetzen, zu wachsen und zu reifen.

Noch dies Jahr - das ist aber auch eine kurze Zeit, die ganz plötzlich vorüber sein kann. Auf später kann sich da keiner vertrösten.

Weil wir noch ein Jahr haben, können wir es noch einmal versuchen, wir Prediger und wir Predigthörer. Weil wir noch ein Jahr haben, kommt es auf den ersten Schritt an, den wir tun, auch wenn es nur ein kleiner Schritt ist. Geduld, Langmut, ist Sache Gottes; Gehorsam, Nachfolge, ist unsere Sache.

Gelassenheit und Mut, warten können und Gelegenheiten ergreifen - zu beidem ermutigt mich dieses Bild. Ich muß kein Einpeitscher sein als Prediger, aber ich soll auch nicht den Ernst der Entscheidung verharmlosen. Noch dies Jahr - es ist ein Jahr des Heils, das angebrochen ist. Es soll nicht ungenutzt vorübergehen.

Manfred Müller

Quelle: Festschrift zum 75jährigen Jubiläum 1983

8 · Kerzenständer & Ambo/Lesepult

9 · Nische mit Taufstein

Die Nische mit dem Taufstein läßt an maurische Schmuckformen denken und ist deshalb so weit hochgezogen, um ein optisches Gleichgewicht zur Kanzel zu bilden. Der obere Abschluß der Nische wird durch die Darstellung der Taube, eine Relief-Intarsie, geziert. Der Taufstein selbst ist mit symbolischen Wassertieren und der Inschrift “Lasset die Kindlein zu mir kommen” geschmückt. Der kupferne Deckel von Adolf Gauger ist mit Ornamenten versehen und trägt die Figur Johannes des Täufers.

Quelle: Website der Kirchgemeinde

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10.1 · Wolf-Dieter Kohler: Fenster

Die Motive der Fenster

zur Filderstraße (Südwand)
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1 - 3: Gruppe Die Schöpfungsgeschichte
4 - 6: Gruppe Noah
7 - 9: Gruppe Abraham

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zum Friedhof (Nordwand)
10: Einzelfenster (Lobpreisender Engel am Thron Gottes: Der ewig heilige Herr - Offbg. 4, 8)
11 - 13: Gruppe Mose
14 - 16: Gruppe David
17 - 19: Gruppe Elia

Quelle: Website der Kirchgemeinde

Fenster der Südwand:

1 Sündenfall
2 Erschaffung der Frau
3 Vertreibung aus dem Paradies

4 Auszug aus der Arche
5 Noahbund
6 Die Sintflut

7 Besuch der drei Männer
8 Abrahambund
9 Abraham betet für Sodom

10 Engel (Einzelfenster)

Fenster der Nordwand

11 Moses Berufung am Dornbusch
12 Goldenes Kalb
13 Eherne Schlange

14 Salbung Davids
15 Saul und David
16 Nathan und David

17 Elia am Bach Krith
18 Entrückung Elias
19 Elia erweckt den Knaben vom Tode
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Die Fenster wurden 1958 eingesetzt - als Kontrast zur farblich sehr dezenten Gestaltung des Schiffs - und auch bei der grundlegenden Renovierung vor 1978 belassen, obwohl sie (nach meiner pers. Meinung) zur Ästhetik des Kirche wie die Faust aufs Auge passen... Vergleiche hierzu die Entwürfe von Heinrich Dolmetsch (10.2.) und die "Gedanken von Ulrich Zimmermann"

Die Fenster im Schiff

Südwand

    • 1 Sündenfall · 2 Die Schöpfung · 3 Vertreibung aus dem Paradies

    • 4 Arche Noah · 5 Noahbund · 6 Die Sintflut

    • 7 Besuch der drei Männer · 8 Segensverheißung an Abraham · 9 Abraham betet für Sodom

Südwand · Einzelbilder

 

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Nordwand

    • 11 Moses Berufung am Dornbusch · 12 Israels Abgötterei · 13 Eherne Schlange

    • 14 Salbung Davids · 15 : Des Königs böser Geist · 16 Nathan und David

    • 17 Elia am Bach Krith · 18 Entrückung Elias · 19 Elia erweckt den Knaben vom Tode

Nordwand · Einzelbilder

 

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Die Fenster auf der Empore (Ostwand)

    • 10.20

    • 10.21 · Offenbarung des Johannes: Zweimal sieben Posaunenengel (Kap. 8) und der starke Engel mit dem Buch (Kap. 10)

Ostwand · 3 Einzelbilder

Ulrich Zimmermann · Gedanken zu den Fenstern von Wolf Dieter Kohler

Insgesamt: bewusster Rekurs von WDK ausschließlich auf das AT (wohl auch in Fortführung der Betonung seines Vaters Walter in den meisten seiner Werke ab 1933 bis zu seinem Bombentod, dass die Wurzeln der christlichen Botschaft im Alten Testament und damit im Judentum liegen und nicht gekappt werden dürfen (siehe Reutlingen, Christuskirche und anderswo). Die Markuskirche war ja bis dahin ausschließlich von neutestamentlicher Bildersprache geprägt (Altarkreuz, Stuckreliefs, Kanzel mit Relief-Intarsien, Evangelistensymbol Löwe).

Südseite
Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen (3 x 3 Fenster)

1 - 3 Gottes gute Schöpfung (Genesis 1–3)
4 - 6 Gottes Bund mit Noah (Genesis 7–9)
7 - 9 Gottes Segensverheißung an Abraham (Genesis 13, 18 und 19)

10 Lobpreisender Engel am Thron Gottes (Offenbarung 4)

Nordseite
Trotz menschlichen Unheils: Gottes Heil gilt (3 x 3 Fenster)

11 - 13 Gott und Abgott (Exodus 3 und 32, Numeri 21/Johannes 3)
14 - 16 Heilung für das Böse? (1. Samuel 15 ff, 2. Samuel 12)
17 - 19 Propheten sind auch künftig wichtig (1. Könige17 f, 2. Könige 2)

Ich finde, es dürfte erlaubt sein, die ikonographische Konzeption dieser starkfarbigen Fenster von WDK und deren biblischen Themen und - meines Erachtens - offenkundigen Verkündigungsinhalten in der völlig farbreduzierten Markuskirche von 1958 als künstlerische, theologische und auch bewusst vergangenheits- und zeitkritische Ausrufezeichen zu sehen und zu "lesen". Leicht ist dies allerdings nicht, vielleicht auch deswegen, weil 1958 die Zeit (auch für WDK) noch nicht reif genug war, deutlicher und griffiger das Thema anzugehen. Vergleiche dazu die einschlägigen - sehr unterschiedlichen - Themenfenster im Ulmer Münster:
• Einerseits zeitgleich zu Markuskirche: WDK 1959 "Heimkehrfenster" über dem westlichen Nordportal (Heimkehr aus babylonischer Gefangenschaft mit Dankopfer und Wiederaufbau; Heimkehr des verlorenen Sohnes; Offbg. 21-22 Himmlisches Jerusalem, Lamm, Strom lebendigen Wassers)
• andererseits fast 30 Jahre später im Ulmer Münster H.G. von Stockhausen 1986 "Israel-Fenster" über dem südlichen Westportal (von der Menorah über Davidstern bis zu den Krematorien Auschwitz, Treblinka usw.) – Werkstatt Mayer/München - Werkverzeichnis

Das Thema „ältere und jüngere Nachkriegsverglasungen“ ist exemplarisch dargestellt in: Martina Goerlich und Dunja Kielmann: Mehr als ein Versuch. Rudolf Yelins Fenster im nördlichen Seitenschiff als Beginn der Neuverglasung im Ulmer Münster nach 1945. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg – Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege 1/2022, S. 28–34 - PDF.

Dunja Kielmann differenziert in der Glasmalereigeschichte seit 1945 drei Phasen im Ulmer Münster (meiner Ansicht nach weithin gültig für Nachkriegsverglasungen allerorten): bis 1955 Reparieren und Heilen (z.B. Yelin-Fenster „Wegführung der Judäer in die Babylonische Gefangenschaft“ als Versuchsfenster), 1955–1965 Ersatz der verlorenen Fenster mit farbbetonter Glasmalerei (WDK mit Heimkehrfenster; Kielmann: bis zu diesem Zeitpunkt arbeiten Künstler mit „Weckung von Assoziationen und Andeutungen“), erst ab 1980 Künstlerwettbewerb für ein die Südseite übergreifendes Konzept noch mit figuraler Glasmalerei. In diese letzten Phase vor der Ausbreitung der gegenstandslosen Glasmalerei fällt dort auch „Stockhausens Israelfenster mit dem Verweis auf die Vernichtungslager Bergen-Belsen, Treblinka und Auschwitz ausgesprochen explizit“ (S. 34). Dieses „ausgesprochen explizit“ kam für Vater und Sohn Kohler in NS- und Nachkriegszeit überhaupt nicht in Frage. Dennoch schätze ich beide (sowie Adolf Valentin Saile) mit ihren Fresken und Fenstern von 1933–1985 als zeitgeschichtlich unübertroffene Meister der „Weckung von Assoziationen und Andeutungen“, die z.B. im Reutlinger Christuskirchenfresko und im Stuttgarter Markuskirchenzyklus zum Glück erhalten sind und eindeutig im tiefen persönlichen Glauben beider Künstler an den Sieg Christi über die dunklen Mächte der Welt und Zeit wurzeln, so auch bei Saile, der bei Besprechungen in Kunst-Planungssitzungen/KGR für seine ständig hervorgeholte Taschenbibel landeskirchenweit bekannt war (Provokante Frage: Hätte man die WDK-Fenster bei der Wiederherstellung der Dolmetsch-Kirchenraum-Version 1978 aus der Markuskirche entfernen sollen? Ich finde: Dann würde etwas ganz Entscheidendes fehlen!). Es wird wohl so sein, dass die zeitgeschichtliche Brisanz und die theologische Tiefe ihrer Arbeiten erst bei intensiver Beschäftigung (wie jetzt...) sichtbar werden.

10.2 · Heinrich Dolmetsch: Skizzen, Pläne für die Fenster in der Markuskirche

Der Nachlass von Henrich Dolmetsch wird im Architekturmuseum der TUM (mediaTUM · Universitätsbibliothek · Technische Universität München) aufbewahrt und ist digital erschlossen. Direktlink.

Architekt: Heinrich Dolmetsch
Projekt: Markuskirche
Ort: Stuttgart
Jahr Beginn: 1903
Jahr Abschluss: 1906
Typus: Sakralbau
Umfang: 164 Blatt 14 Fotos 2 Archiv.
Eigentümer: Architekturmuseum der TU München, Arcisstr. 21, 80333 München

Aus dieser Fundgrube habe ich einige Grundrisse und Schnitte übernommen, vor allem aber alle Skizzen zu den Fenstern. Vergleicht man diese Entwürfe mit den Fenstern von Wolf-Dieter Kohler, mag man mein Unbehagen an diesen vielleicht verstehen...

Eine Übersicht nach Signatur-Nummern finden Sie hier. In der Bildergalerie / Diashow sind sie mit der Signatur-Nummer bezeichnet.

 

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Entwürfe für die 8 Rundfenster im Schiff (Obergaden)

    • Nordwand heute

    • dolm-70-143

    • dolm-70-144

Rosette im Westen

Wie oben (5.1) beschrieben wurde im 2. Weltkrieg das Rundfenster hinter der Orgel (wie alle Fenster der Kirche) zerstört. Es wurde durch ein von der Rosenbergkirche geliehenes Farbfenster ersetzt, das 1955 zurückgegeben werden musste. In diesem Zuge wurde es geschlossen für die Erweiterung der Orgel - somit entfällt auch die Belichtung des Kruzifix von hinten... Die Bilder aus dem "Christlichen Kunstblatt" (1909 & 1913) zeigen sehr gut die Rosette in der Westwand.

    • dolm-70-55

    • dolm-70-136

    • dolm-70-158

    • Christliches Kunstblatt 1909

    • Innenansicht 1913

Ulrich Zimmermann · Ausführung der Fenster

Die Darstellungen der Fenster im TUM-Konvolut Dolmetsch/Markuskirche kann ich von ihrer Jugendstil-Art ziemlich eindeutig einer Glaswerkstätte bzw. ihrem Chef zuordnen: Kurt Gläsche (1874-1956), Kunstmaler, Stuttgart - Nachweise: Glasmalerei Gläsche: Firmenprospekt mit Referenzen, Stuttgart o.J. (1913).

Gläsche hat 1906 und 1908 mit Heinrich Dolmetsch zusammengearbeitet (mindestens Metterzimmern, Holzbronn), nach seinem Tod 1908 dann mit seinem Sohn Theodor D., der mit Felix Schuster bis zum 1. Weltkrieg das Büro Dolmetsch weitergeführt hat (Eislingen/F., Haubersbronn, Ötisheim, Streichen).

Das würde bedeuten: Bis zum kriegsbedingten Verlust der Gläsche-Verglasung waren diese farbig gestalteten Schiff-und Emporenfenster eingebaut. Die Aussage auf der alten Gemeindehomepage ("Die ursprünglichen Fenster bestanden aus leicht getönten Scheiben") würde sich dann auf die provisorische Reparaturverglasung mit leicht getöntem Kathedralglas (siehe Seitenfenster Gedächtniskirche Stgt.) beziehen. Direkt nach dem Krieg war farbiges Hüttenglas zunächst Mangelware (zumal Werkstatt und Glaslager der führenden Glaswerkstatt in Stuttgart, V. Saile in der Moserstraße noch kriegszerstört war) und eine Interims-Reparaturverglasung üblich. Vermutlich waren die jungen Gläsche-Fenster nicht ausgebaut / eingelagert.

11.1 · Konfirmandensaal / Varia

11.01 - 11.03: Konfirmandensaal unter der Orgel
11.11 - 11.17: mit direktem Zugang zur Kirche
11.18 + 11.19: Treppenaufgang zur Orgel
11.20: Treppe zur Empore
11.21: Türe im Treppenhaus zur Empore Führt auf kleinen Balkon an der Südost-Ecke
11.22: Schiff hinten Nordseite Türe zum nördlichen Kirchhof
11.23: Türgriffe Türe zum nördlichen Kirchhof
11.24 + 11.25: Türgriffe Glastüre zum Windfang Hauptportal innen / Südseite
11.26 - 11.29: Stühle und Bänke
11.30 - 11.32: Leuchte im Treppenhaus zur Empore / im Aufgang Konfirmandenstube zum Schiff (Sängerpodium) / im Treppenhaus zur Orgel

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11.2 · Neue Leuchten im Schiff

Die Leuchten sind dreifach schaltbar: Als festliche Gottesdienstbeleuchtung mit brillantem Licht sind 16 klare Glühlampen auf der Welle angeordnet. Sie sind an eine Lichtsteueranlage angeschlossen. Das brillante Licht der klaren Glühlampen wird reflektiert vom goldenen Lochblech des Leuchtenzylinders. Im unteren Zylinderteil ist ein breitstrahlender Reflektor angeordnet, der das Gestühl beleuchtet. Wände und Gewölbe werden von vier im oberen Zylinderteil angeordneten Kompaktleuchtstofflampen erhellt. Sie dienen als wirtschaftliche Beleuchtung während der Öffnungszeiten der Kirche und als Raumbeleuchtung während aller Veranstaltungen bei Tage. Ihr Licht wird diffus gestreut durch satinierte Glas- scheiben. Der ovale Leuchtenzylinder wird von innen erhellt, wenn die Uplights oder Downlights brennen. Die großen Pendel- leuchten scheinen lichterfüllt und schwerelos über dem Kirchenschiff zu schweben. Zwölfflammige Pendelleuchten über der Empore, Deckenleuchten unter der Empore und in den Seitenschiffen ergänzen die Leuchtenfamilie.
Die grüne Farbe unserer Leuchten haben wir von der erhaltenen Leuchte im Abgang zum Konfirmandensaal übernommen.

Bauherr: Evangelische Markuskirchengemeinde, Stuttgart
Lichtplanung und Leuchtenentwurf: KREUZ + KREUZ, Stuttgart
Leuchtenhersteller: Trieschmann, Rutesheim
Fertigstellung: 2000

Quelle: Website der Architekten Kreuz + Kreuz

12 · DAS STUTTGARTER SCHULDBEKENNTNIS VOM 18. / 19. OKTOBER 1945

DAS STUTTGARTER SCHULDBEKENNTNIS
Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland begrüßt bei seiner Sitzung am 18./19. Oktober 1945 in Stuttgart Vertreter des Ökumenischen Rates der Kirchen.

Wir sind für diesen Besuch umso dankbarer, als wir uns mit unserem Volke nicht nur in einer großen Gemeinschaft der Leiden wissen, sondern auch in einer Solidarität der Schuld.
Mit großem Schmerz sagen wir: Durch uns ist unendliches Leid über viele Völker und Länder gebracht worden. Was wir unseren Gemeinden oft bezeugt haben, das sprechen wir jetzt im Namen der ganzen Kirche aus: Wohl haben wir lange Jahre hindurch im Namen Jesu Christi gegen den Geist gekämpft, der im nationalsozialistischen Gewaltregiment seinen furchtbaren Ausdruck gefunden hat; aber wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.
Nun soll in unseren Kirchen ein neuer Anfang gemacht werden. Gegründet auf die Heilige Schrift, mit ganzem Ernst ausgerichtet auf den alleinigen Herrn der Kirche, gehen sie daran, sich von glaubensfremden Einflüssen zu reinigen und sich selber zu ordnen. Wir hoffen zu dem Gott der Gnade und Barmherzigkeit, dass er unsere Kirchen als sein Werkzeug brauchen und ihnen Vollmacht geben wird, sein Wort zu verkündigen und seinem Willen Gehorsam zu schaffen bei uns selbst und bei unserem ganzen Volk.
Dass wir uns bei diesem neuen Anfang mit den anderen Kirchen der ökumenischen Gemeinschaft herzlich verbunden wissen dürfen, erfüllt uns mit tiefer Freude.
Wir hoffen zu Gott, dass durch den gemeinsamen Dienst der Kirchen dem Geist der Gewalt und der Vergeltung, der heute von neuem mächtig werden will, in aller Welt gesteuert werde und der Geist des Friedens und der Liebe zur Herrschaft komme, in dem allein die gequälte Menschheit Genesung finden kann.
So bitten wir in einer Stunde, in der die ganze Welt einen neuen Anfang braucht: Veni Creator Spiritus! (Komm, Schöpfer Geist!)

Stuttgart, den 18./19. Okt. 1945

gez. D. Wurm · Dr. Lilje. · Asmussen DD. · Hahn. · Held. · Lic. Niesei. · D. Meiser. · Dibelius · Dr. Heinemann · Smend · D.Dr. Martin Niemöller.

(Wiedergegeben nach der ersten von der Kirchenkanzlei der EkiD am 24. Oktober 1945 vervielfältigten Fassung)

Zur Entstehung und Bedeutung der Stuttgarter Schulderklärung

In der Festschrift von 1908/1978 beschreibt Pfarrer Albrecht Plag das Entstehen der Stuttgarter Erklärung, ein Handzettel aus dem Jahr 2003, verfasst von Pfarrerin Eva Schury, sei nachfolgend wiedergegeben:

"Nach dem Zusammenbruch der nationalsozialistischen Herrschaft wurde im August 1945 bei der Kirchenversammlung in Treysa der Zusammenschluss der „Evangelischen Kirche in Deutschland" (EKD) beschlossen.

Im Oktober 1946 tagte der neugegründete Rat der EKD zum ersten Mal, und zwar in Stuttgart. Der Württembergische Bischof Theophil Wurm war Vorsitzender des Rates, Martin Niemöller sein Stellvertreter; weitere Mitglieder waren Hans Meiser, Otto Dibelius, Hans Asmussen u.a.

Eine Delegation des neu entstehenden ökumenischen Rates der Kirchen unter Leitung des Generalsekretärs Willem A. Visser't-Hooft reiste zu dieser Sitzung aus der Schweiz an.

Am 17. Oktober fand in der Markuskirche ein Eröffnungsgottesdienst statt, bei dem Niemöller und Wurm predigten.

Am 18. Oktober fand eine gemeinsame Sitzung von Rat und Ökumenischer Delegation statt. Die ökumenische Delegation forderte eine Äußerung der Kirche zu ihrer Einstellung im Blick auf die Taten der deutschen Nation…

Nun formulierten nacheinander Hans Asmussen, Martin Niemöller und Wilhelm Niesel (Reformierte) ein mündliches Schuldbekenntnis. In einer Antwort nahm die Ökumenische Delegation diese Schuldbekenntnisse an, verlangte aber eine schriftliche Stellungnahme.

Daraufhin beriet der Rat der EKD eine solche schriftliche Schulderklärung. Grundlage dafür waren die Mitschriften der Ansprachen von Niemöller und Wurm vom Eröffnungsgottesdienst in der Markuskirche. Dazu kamen schriftliche Entwürfe von Asmussen und Dibelius.

Schließlich überreichte der Rat der EKD am 19. Oktober die Stuttgarter Schulderklärung der Ökumenischen Delegation. Das Bekenntnis wurde angenommen und der EKD das Vertrauen der internationalen Ökumene ausgesprochen.

Das Bekenntnis wurde in einigen deutschen Tageszeitungen abgedruckt, es kam aber nie zu einer breiteren Veröffentlichung innerhalb der Kirchen der EKD, weder in Mitteilungsblättern noch als Kanzelabkündigung.

Von Anfang an stand die Erklärung im Kreuzfeuer der Kritik. Den einen war das Bekenntnis zu scharf formuliert; sie forderten, das Bekenntnis müsse entpolitisiert werden, oder auch die Ungerechtigkeiten der Alliierten ansprechen (z.B. Otto Dibelius). Andere übten Kritik an den Komparativen »mutiger, treuer, fröhlicher, brennender": Damit erhebe die Kirche den unwahren Anspruch, man habe gegen den Geist des Nationalsozialismus gekämpft, es hätte nur ein wenig mehr sein müssen. Sie forderten ein klareres und konkreteres Schulbekenntnis (z.B. Martin Niemöller, Karl Barth, Helmut Thielicke).

Obwohl das Bekenntnis nur mühsam zustande kam, die Veröffentlichung mangelhaft war und von Anfang Kritik laut wurde, kann gesagt werden, dass die Stuttgarter Schulderklärung von großer Bedeutung war:

- Sie war ein Wort, in dem Kirche politische Verantwortung wahrnahm.

- Sie bildete den Brückenschlag zur internationalen Ökumene nach dem Abbruch der Kontakte im Nationalsozialismus.

- Sie demonstrierte die Entschlossenheit der evangelischen Kirche in Deutschland zum Neuanfang und bildete eine gemeinsame Basis für die zukünftige Arbeit des Rates der EKD."

75 Jahre Stuttgarter Schulderklärung 18.10.2020

Der Freundeskreis des Plädoyer für eine Ökumenische Zukunft gab im November 2020 eine Broschüre heraus, "Dokumentation einer Festveranstaltung zu 75 Jahre Stuttgarter Schulderklärung in der Markuskirche Stuttgart am 18.10.2020" unter dem Titel
Stuttgart 1945-2020
Reflexionen zur Entstehung und den Möglichkeiten einer ökumenisch orientierten Kirche im Nachkriegsdeutschland
Text, Photos, Layout: Dr. Gert Rüppell, Pfr. i.R. Werner Gebert in Kooperation mit PRO ÖKUMENE, Dr. Bernhard Dinkelaker

Aus Zum Geleit:
"Fast unbemerkt, auch angesichts der COVID-19-Pandemie, fand am 18. Oktober 2020 in der Markuskirche in Stuttgart nicht nur ein Festgottesdienst im Gedenken an die 75jährige Wiederkehr der Unterzeichnung der Stuttgarter Schulderklärung statt, sondern auch das von Pro Ökumene (PÖ), dem Dienst für Mission, Ökumene, Entwicklung (DiMOE) der Württembergischen Landeskirche sowie der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) getragene FORUM ÖKUMENE zum gleichen Thema. Der Veranstaltung gelang eine bemerkenswerte Reflexion auf dieses Ereignis dadurch, dass es dem langjährigen Zentralausschussmitglied und der jetzigen Geschäftsführerin des DiMOE, Pfrin. Heike Bosien gelungen war, den geschäftsführenden Generalsekretär des ÖRK. Prof. Dr. loan Sauca, Priester der rumänisch orthodoxen Kirche zur (letztlich wg. COViD abgesagten) Teilnahme zu bewegen. Mit zwei weiteren Mitarbeitern des ÖRK (Dr. Simone Sinn und Dr. Benjamin Simon), sowie der Oberkirchenrätin Dr. Susanne Schenk, war neben Prof Dr. loan Sauca im Gottesdienst als Prediger der EKD-Ratsvorsitzende, Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm vertreten. Einen wichtigen Kontrapunkt zu dem, was in Stuttgart 1945 geschah, war, dass diesmal unter den „Influencern" nicht allein westliche Theologen waren, sondern mit Dr. Boniface Mabanza Bambu (DR Kongo), KASA, eine Stimme aus der nicht-westlichen Welt, deren Mahnungen und Forderungen den ökumenischen Weg wesentlich beeinflusst haben und allzu meist im Norden nicht gehört wurden. Seine und nicht nur seine Stellungnahmen hierzu sind, wie die Wiedergabe des Protokolls des Tages deutlich macht, gehört geworden."

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In dieser sehr lesenswerten Broschüre setzen sich die Referentinnen und Referenten ausführlich und höchst kritisch mit dem Text der Erklärung auseinander, versuchen eine historische Einordnung insbesondere unter dem ökumenischen Aspekt.

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Die Predigt von Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland) zu 75 Jahre Stuttgarter Schuldbekenntnis am 18. Oktober 2020 in der Markus-Kirche, Stuttgart „Wir haben in unserer gesamten christlichen Existenz gefehlt“ ist in der Broschüre und auf der Website der Markus-Kirchengemeinde und der EKD zu finden. Bericht über den Gottesdienst auch auf der Website der Evang. Landeskirche.

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Impressum

Evangelische Markuskirche fotografiert am 12.03. + 14.03.2014
(c) 2014 Foto-Kunst Andreas Keller - Ehrenhalde 14, 70192 Stuttgart
Auf Kirchen-Online veröffentlicht am 08.04.2014

Umfangreiche Nachbearbeitung der Fotos im Frühjahr/Sommer 2023.
Sehr herzlichen Dank an Ulrich Zimmermann für die konstruktive Begleitung bei der Neufassung.
Übertragen in neues Webdesign im September 2023.

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