Großingersheim - Martinskirche

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"Die Kirche hat ihren Namen vom Heiligen Martin, einem römischen Soldaten und späteren Bischof von Tours (Frankreich). Dieser lebte im 4. Jahrhundert und war der Schutzheilige der germanischen Franken. Von ihm erzählt man, er habe an einem kalten Wintertag seinen Mantel mit einem Bettler geteilt. Durch diese Tat wurde er zum Vorbild christlicher Nächstenliebe.

Das Alter der Kirche ist nicht genau zu bestimmen. Die Fundamente sind romanisch und stammen aus dem 12. Jahrhundert. Die schießschartenähnlichen Fenster an der unteren Hälfte des Turmes erinnern daran, dass es sich um eine alte Wehrkirche handelt. In Kriegszeiten suchten die Dorfbewohner Schutz in der Kirche und in dem ummauerten Kirchhof.
Die Kirche selbst hat gotische Bauelemente (Spitzbogenfenster), wurde aber verschiedentlich umgebaut (sichtbar an den unregelmäßig angeordneten Fensteröffnungen). Der Chor ist einheitlich spätgotisch und wurde im 15. (oder erst im 16.) Jahrhundert erbaut.
Die vielen eingegrabenen Jahreszahlen aus der Zeit zwischen 1600 und 1621 erinnern an den großen Umbau in dieser Zeit, der durch den bekannten Baumeister Schickhardt veranlasst wurde. Damals wurde auch der künstlerisch besonders wertvolle und in seiner Art einmalige Emporenaufgang an der nördlichen Außenseite der Kirche geschaffen.

Die Kirche ist jedoch älter, als der jetzige Bau erkennen lässt. Die Lage auf dem in das Neckartal vorragenden Bergvorsprung, die Benennung nach dem Schutzpatron der Franken und schließlich die Tatsache, dass während des Mittelalters die Kirche ein Mittelpunkt für andere Dörfer in der Nachbarschaft war, sprechen dafür, dass die Anfänge der Kirche bis in die frühen Zeiten des Christentums zurückreichen. Nach dem Sieg der Franken über die heidnischen Alemannen drang das Christentum im 6. Jahrhundert in unseren Raum vor. Schon bald mag in Großingersheim eine Holzkirche gestanden haben. Eine Urkunde aus dem Jahr 779 setzt den sicheren Bestand des Christentums in Ingersheim voraus.

Im frühen Mittelalter hatten das Eigentumsrecht an der Pfarrei höchstwahrscheinlich die Grafen von Ingersheim-Calw oder die Freiherren von Ingersheim, von denen die Pfarrei auf irgendeinem Weg an die Markgrafen von Baden überging. Der Hauptpfarrer hatte den sonntäglichen Gottesdienst zu halten, und sechs Kapläne lasen ihre Messe an den Nebenaltären oder in den Kapellen zu Kleiningersheim und Geisingen.

Die Reformation wurde in Großingersheim früh durchgeführt. Nach der Rückkehr von Herzog Ulrich wurde 1535 der erste evangelische Pfarrer Johann Engelmann nach Großingersheim berufen. Später wurde er in Mömpelgard Hofprediger bei Herzog Christoph. Während des dreißigjährigen Krieges und zur Zeit der Franzoseneinfälle 1693 haben der Ort und auch die Kirche sehr gelitten.

Inhalt

Im zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt. In den folgenden Jahren mussten die Decke und die Fenster erneuert werden. Auch der Turm, der schon in früheren Jahrhunderten durch Blitzschlag gelitten hatte und bei dem Bombenangriff 1944 neue Risse erhielt, musste befestigt werden.

Quelle: Faltblatt in der Kirche

Informationen auf www.kirchbau.de und bei Wikipedia

siehe auch: Katalog der Wandmalereien in den Kirchen und Kapellen Baden-Württemberg"s

1 · Außen

Die Sehenswürdigkeiten der Kirche

Die Tür an der Nordseite
Besonders schön ist die mit Schmiedeeisen beschlagene Tür aus dem 15. Jahrhundert.
Das Chorgestühl
Ebenfalls aus dem 15.Jahrhundert stammt das gotische Chorgestühl. Nach neueren Untersuchungen handelt es sich um ein spätmittelalterliches Original. Ursprünglich war auf jeder Seite ein Platz mehr. Es ist unbekannt, aus welchen Gründen die Großingersheimer Kirche Platz für eine so große Anzahl von Priestern bot.
Das Altarkreuz
Der Kruzifixus wurde 1962 von Bildhauer Steiner aus dem Holz einer alten Eichensäule aus dem 17. Jahrhundert geschnitzt.
Der Taufstein
Der Taufstein, der bei der Renovierung einen Kupferdeckel erhielt, stammt aus der Zeit nach dem 30jährigen Krieg (17. Jahrhundert).
Die farbigen Chorfenster
Die im Krieg beschädigten Chorfenster (R. Yelin d. Ä. 1925) wurden 1962 durch neue ersetzt. Kunstmaler W. D. Kohler aus Stuttgart hat die drei großen farbigen Chorfenster entworfen und gestaltet.
Das mittlere Fenster zeigt den auferstandenen und wiederkommenden Christus auf dem Weltenmeer. Zu seinen Füßen sieht man das Schiff der Kirche.
Das Thema des linken Fensters ist der Turmbau zu Babel. Die Auflehnung der Menschen gegen Gott sowie das Niederfahren Gottes gegen die Empörer ist hier wiedergegeben.
Das Gegenstück dazu bringt das rechte Fenster, welches das Pfingstgeschehen verdeutlicht. Die Einmütigkeit der von Gottes Geist erfüllten Menschen sowie der Gedanke der Weltvollendung, dargestellt durch die zwölf Tore des himmlischen Jerusalem, sind hier sichtbar.
Die Orgel
Der Prospekt der Orgel stammt aus der Barockzeit (18.Jahrhundert). Bei der Erneuerung der Orgel 1962 erhielt sie 16 Register mit 1100 Pfeifen.
Bei der Erneuerung im Jahr 1985 ist der Prospekt der Orgel unverändert belassen worden, während die Pedalpfeifen, die 1962 außerhalb der Orgel aufgestellt worden waren, mit eingebaut wurden, außerdem wurde das 2.Manual erneuert.
Das Geläute
1865 erhielt die Kirche vier neue Bronzeglocken mit den Tönen f-as-b-des.

Innenrenovierung 1988
Bei der Renovierung der Kirche im Jahr 1988 wurde folgendes festgestellt:
Die nach der Untersuchung freigelegten Malereien am Chorbogen und den Fenstern im Schiff (Südseite) sind aus der Zeit um 1600. Die Malereien zeigen in ihrer Eigenheit verschiedene Formen von Architektur- und Rankenmalerei, wie sie selten zu finden ist. Die Farbigkeit geht von dunklem Grau bis gebrochen Weiß und Mennige. Nach der Gesamtuntersuchung des Kirchenschiffs wurde festgestellt, dass alle Wände (außer Turmwand-Ost) bemalt waren. Durch Umbau und Sanierungsarbeiten und zuletzt durch unsachgemäßes Vorgehen bei der letzten Renovierung 1961/62 wurde vieles zerstört, deshalb konnte die Gesamtheit der Malereien nicht mehr erhalten werden. Die Ausführung der restaurierten Malereien wurde wie ursprünglich in Kaseinfarben ausgeführt. Die Decken- und Wandmalereien wurden nach gründlicher Reinigung farblich eingestimmt und konserviert."

Quelle: Faltblatt in der Kirche

2 · Innen

3.1 · Fresken im Chor Nordseite (Apostel)

Jubal (mit Zither) & David (mit Harfe)

Jubal (mit Zither) & David (mit Harfe)

Bei der Kirchenrenovierung 1961/62 wurden unter dem Verputz Wandmalereien aus der Zeit um 1600 entdeckt und im Chor freigelegt. An der Nordseite erkennt man 13 Apostel mit ihren typischen Insignien (auch Paulus ist dabei), darüber David mit der Harfe und Jubal mit der Zither (nach 1. Mose 4,21 ist er der Erfinder der Musikinstrumente).

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Nach der Übersicht (4 Bilder) Diashow mit 13 Bilder

    • Apostel Jakobus d. J., Barnabas, Andreas

    • Apostel Petrus, Thomas, Paulus, Philippus

    • Apostel Simon, Jakobus d. Ä., Johannes

    • Apostel Mathias, Matthäus, Bartholomäus

Apostel - Einzelbilder

Transparent Pixel

 

13 Apostel - Diashow starten

3.2 · Chor Südwand

An der Südseite sieht man das Volk Israel in der Wüste. Vor der Zeltstadt werden Manna und Wachteln gesammelt, rechts steht Mose, dahinter Aaron (2.Mose 16). Es ist eine Seltenheit, dass nach der Reformation Bilder aus dem Alten Testament gemalt wurden. Darüber in einem Bogenfeld ist die himmlische Welt dargestellt: In der Mitte Gott Vater, darunter musizierende Engel, einer von ihnen (Luzifer?) wird in die Tiefe gestürzt.
Die Ummalung der Chorfenster und die sehr schöne Rollwerkübermalung um den inneren Chorbogen geben dem Raum sein Gepräge.

Oben: die himmlische Welt / unten: Volk Israel in der Wüste

Oben: die himmlische Welt / unten: Volk Israel in der Wüste

Das Volk Israel in der Wüste · Rechts Moses, dahinter Aaron

Das Volk Israel in der Wüste · Rechts Moses, dahinter Aaron

3.3 · Die vier Evangelisten

Im Gewölbe sind feine Blumenmotive und eine Abbildung der vier Evangelisten. Die Schlusssteine tragen die Wappen von Baden und Württemberg (beide Fürstenhäuser hatten im Mittelalter Besitzungen und Rechte in Großingersheim), und auf dem dritten ist das Lamm Gottes abgebildet.

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Impressum

Martinskirche fotografiert am 30.07.2011
(c) 2011 Foto-Kunst Andreas Keller - Ehrenhalde 14, 70192 Stuttgart
Auf Kirchen-Online veröffentlicht am 29.12.2011

Übertragen in neues Webdesign im Februar 2024, inkl. update aller Links

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